Zum Nordkap – heute aus Narvik – 17 –

2023-07-11 Heute früh sind wir um kurz vor 8.00 Uhr, noch sehr müde, in der Dialyseabteilung des Narvik-Hospitals angekommen. Müde? Mindestens ich. Diane meint, sie sei es nicht.

Wir haben 2 Fahrtage hinter uns. Am Sonntag von Trondheim nach Mo I Rana, gestern von Mo I Rana nach Narvik. Insgesamt knapp 1000 km.

Meine Vorstellung von der Gegend, die uns nach Trondheim erwartet, war diffus. Als Fahrradfahrer war ich vor 13 Jahren als Pilger im “Jerusalem des Nordens”. Info allerorten: Ab Trondheim wird es trist. Was heißt das eigentlich? Wir waren sehr gespannt, was uns erwartet. Offensichtlich unser Auto auch. Es wollte nicht los. Der Motor machte heftige Probleme, erholte sich dann aber und brachte uns mit einigen Schwierigkeiten nach Mo I Rana. Ca. 480 km. Ein Werkstattbesuch war aber unumgänglich. Als uns der Motor Schwierigkeiten machte, haben wir gemeinsam entschieden: Egal, was jetzt mit dem Auto passiert: Wir brechen unsere Reise nicht ab, sondern fahren auf jeden Fall zum Nordkap. Klingt dramatisch, war es aber nicht. Schaffte aber für uns selbst Klarheit.

Jedenfalls ist es alles andere als trist. Und vor allem, anders als in der Vorstellung, nicht steppenartig und flach sondern so, wie wir es in Süd- und MIttelnorwegen erlebt haben, bergig. Wir waren zwar teilweise weg von den Fjorden, aber es ging, vor allem in den ersten Stunden, durch eine liebliche Berglandschaft. Und immer auf und ab. Und später hatte ich das Gefühl: So ungefähr muss Kanada sein. Nicht mehr lieblich sondern eine unglaubliche Weite, mit massiven Bergketten, Schneeresten, viel Fichtenwald. Teilweise waren wir oberhalb der Baumgrenze. An einer Stelle meinte ich: Hier kann man wirklich sehen, wie sich vor Jahrmillionen die Gegend gebildet, ausgefaltet hat. Total beeindruckend. So groß und mächtig! Das Auto musste schon mächtig arbeiten.
Nun ist die Autobahn E 6 nicht vergleichbar mit unseren ausgebauten Highways, sondern teilweise vergleichbar mit einer schmalen Landstraße. Höchstgeschwindigkeit 80 km/h, selten 90, oft an oder in Ortschaften vorbei 50 oder 60 km/h. Hast du dann plötzlich einen LKW vor dir, macht er dir erst einmal “den Schnitt kaputt”. Nicht der Tine-Milch-LKW, aber der Schwertransport (gestern hatten wir einen vor uns, der kam aus Italien) und die “normalen Laster”. Bergauf im Schneckentempo, bergab teilweise schneller als wir. Überholen ist dann, bei diesen kurvigen Straßen, kaum möglich. Da fährt man dann im Durchschnitt 60 bis 70 km/h. Da kann man sich ausrechnen, wie lange man für 480 km braucht. Auf dem Weg nach Mo I Rana haben wir kein einziges Foto gemacht. Es ging einfach ums Ankommen.

Gestern sind wir direkt nach der Dialyse in Mo I Rana gestartet. Mit einem norwegischen Mietwagen. Unser PKW ist erst einmal in der PeugeotWerkstatt geblieben. Mal schauen, wie die Dialyse, sorry: Diagnose ist. Erfahren durften wir, dass es lange Wartezeiten gibt. We shall see.

Aber im Gegensatz zu Sonntag gab es zwei, nein drei Besonderheiten: Ca 50 km hinter Mo I Rana erreichten wir den Polarkreis, das “Arctic Circle Center”. Hoch oben in den Bergen. Kurz dahinter kam die Info: Höchster Punkt mit 692 m über NN. Dann kam der Ort Fauske. Plötzlich waren wir auf dem Weg nach Bodø, E 60 statt E 6. Mmmhhh? Naja, auch Bodø ist auf dem Weg nach Norden. Wir fahren weiter. Letztlich hatten wir uns verfahren. In Fauske den Rechtsabbieger im Kreisverkehr übersehen. Ca 40 km! Und auch wieder zurück. Bedeutet: Etwa 1 1/2 Stunden Extrafahrt.
Zwischennotiz um 9:50 Uhr: Gerade habe ich gelesen, dass eine Familie aus Österreich sich so sehr auf ihr Navi verlassen hat, dass sie 500 km in die falsche Richtung gefahren sind. Alles also relativ.
Kurz vor 23.00 Uhr waren wir dann tatsächlich in Narvik . Rechtzeitig, um noch etwas für unser Frühstück einzukaufen. Die dritte Besonderheit? Es war taghell. Blauer Himmel, Sonnenschein. Wir sind im Land der Mitternachtssonne angekommen. Endlich!

Jetzt bleiben wir erst einmal bis mindestens Freitag hier. Dann geht es weiter zum Nordkap. Der Navi sagt: 704 km, ca 10 1/2 Stunden. Noch ist nicht klar, wann die Dialyse am Freitag ist. Die Station ist voll belegt. Man überlegt noch. Wenn es eine Abenddialyse wird, werden wir wohl direkt danach losfahren.

Übrigens ist Dag Erke, der Sektionsleiter Dialyse hier in Narvik, der erste, mit dem ich in der Vorbereitung direkt kommuniziert habe. Mal keine Antwort, mal kamen die Mail ´s zurück, mal sollten Telefaxe geschickt werden. Sicher habt ihr in den ersten Blog gelesen, wie schleppend es teilweise war. Und Mirela helfen musste. Mit Dag lief das alles problemlos. Genau so wie die Dialyse hier. Vor 3 Minuten bat er mich, mitzukommen. Ich sollte an Sektionskühlschrank entscheiden, und auswählen, was Diane wohl mag. Und ich hatte dann den Auftrag, ihr die Brote zu schmieren und zu belegen. Echt krass!

Trolle am Nordic Circle Center. Sie sind überall und begleiten uns.

Kurz vor Mitternacht direkt von unserem gerade erreichten Appartement aus fotografiert. Diane ist seit einer Stunde geradezu aus dem Häuschen. “Krass!!! Blauer Himmel! Sonnenschein! Hast du dir das so vorgestellt? Das die Sonne so krass scheint! Es ist fast Mitternacht!”

2 replies »

  1. Hi Ihr Beiden, was Ihr erlebt, ist einmalig. Und Diane, wie immer, cool😂Ich bin gespannt, was das Auto so macht…taghell in der Nacht. So faszinierend. Saugt es in Euch auf. Liebe Grüße aus Holland.

    • HeyHey Anke! Ja das stimmt wohl. Passt alles! Morgen poste ich ein Foto von Diane. Da ist sie wirklich cool. Und heute Abend haben wir auf der Rückfahrt von den Lofoten Elche gesehen. Einen konnte ich fotografieren. Das hat Diane so richtig happy gemacht. Liebe Grüße von uns beiden – und gute Besserung!

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